Projektübersicht
Der Projekttitel „Weinkulturfenster Lorch am Rhein“ steht für vielfältige Einblicke in Elemente des Historischen Weinbaus, aber auch für Ausblicke in die umliegende Kulturlandschaft von Rheingau und Mittelrhein, wie sie exemplarisch für viele deutsche Weinanbaugebiete steht.
Um die Neuanlage eines Weinbergs nach historischem Vorbild herum schafft das Projekt einen Rahmen aus Lern- und Informationsstationen, die auch als attraktive Aussichtspunkte dienen, um den Weinbau und seine Bedeutung über die Jahrhunderte hinweg erlebbar zu machen.
Im Rahmen der Bundesgartenschau im Welterbe Oberes Mittelrheintal (BUGA 2029) ist eine
Einbindung der geschaffenen Demonstrationsfläche als Anziehungspunkt vorgesehen. Auch nach der BUGA 2029 behält der Weinberg seine Funktion als interessante Landmarke und als Attraktion für den Historischen Weinbau im Anbaugebiet Rheingau und in der Region des UNESCO-Weltkulturerbes Oberes Mittelrheintal.
Das Projekt versteht sich zudem als Element zur Sicherung der Weinkultur, die im Jahr 2021 in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der deutschen UNESCO-Kommission aufgenommen worden ist: „Der Erhalt dieser Kulturlandschaft obliegt den Winzerinnen und Winzern.“ Dieser Aufgabe will das Projekt nachkommen.
Projektstruktur
Träger des Projekts ist der Verein zur Förderung des historischen Weinbaus im Rheingau e.V., der mit Unterstützung der Hochschule Geisenheim University, dem Landesbetrieb HessenForst, der Bürgerstiftung Unser Land! Rheingau Taunus sowie dem Weingut Laquai und anderen das Projekt „Weinkulturfenster Lorch am Rhein“ realisieren möchte.
Das Projektvorhaben des Vereins gründet auf der Neuanlage eines Weinbergs in einer Steillage über dem Mittelrheintal bei Lorch am Rhein durch das Weingut Laquai. Während die Anlage und Bepflanzung des Weinbergs mit historischen Rebsorten in Querterrassierung auch finanziell durch das Weingut Laquai verantwortet wird, kommt dem Verein die Schaffung und Belebung der begleitenden Ausstellungs- und Gestaltungsflächen mit (museums-) pädagogischen Inhalten zu.
Hierbei kann auf Beiträge unterschiedlicher Akteure zurückgegriffen werden.
Vorhandene historische Trockenmauern etwa werden im Rahmen eines flankierenden Projekts durch Studierende der Hochschule Geisenheim University sowie ergänzend in Workshops des Zweckverband Welterbe Oberes Mittelrheintal, Lokale Aktionsgruppe des Welterbes, gesichert und rekonstruiert. In das Gesamtkonzept ist auch die ökologische Aufwertung einer Ausgleichsfläche des Landes Hessen, Landesbetrieb HessenForst eingebunden, welche mit Pflanzungen durch den Verein WOHNmobil für Klimaschutz e.V., Niedernhausen, unterstützt wird.
Im Rahmen der Bundesgartenschau im Welterbe Oberes Mittelrheintal (BUGA 2029) ist eine Einbindung der neu geschaffenen Demonstrationsfläche als Anziehungspunkt vorgesehen und wird auch in diesem frühen Stadium bereits kommuniziert.
Der Wein aus der Ernte des Weinbergs mit Rebsorten wie Gelber Orleans, Weißer Heunisch, Gelber Kleinberger, Lamberttraube, Silvaner und Auxerrois wird als (Rheingauer) „Historischer Rebensatz“ auch geschmacklich erlebbar sein.
„Historischer Rebensatz“ ist eine Bezeichnung für einen Wein, der aus mindestens fünf historischen Rebsorten besteht, die gemeinsam angebaut, gemeinsam gelesen und zu einem Wein ausgebaut werden und den weiteren Anforderungen der Richtlinie des Vereins entspricht, die auch Teil der novellierten „g.U. Rheingau“ (geschützte Ursprungsbezeichnung) sein wird.
Motivation und Inhalte
Zielsetzung ist die Schaffung einer erlebbaren Demonstrationsfläche für „Historischen Weinbau“, wie er bis zur Jahrhundertwende im Jahr 1900 im Rheingau verbreitet und sichtbar war. Hierzu wird die Bepflanzung der Weinbergsfläche mit verschiedenen historischen Rebensorten erfolgen. Die Rebstöcke werden dabei quer zum Hanggefälle auf Kleinterrassen gesetzt und spiegeln so die historische Situation des Weinbaus an Steilflächen wider.
Trockenmauern sind aus ökologischen und ökonomischen Gründen eine sinnvolle Ergänzung des Weinbergs. Sie vermeiden Erosion auf der Rebfläche und schaffen ein für Reben und ökologische Vielfalt förderliches Kleinklima. Im Weinberg wird die Ansiedelung regionaltypischer Pflanzen gefördert, wie Weinbergslauch, wilde Orchideenarten oder das als Überbleibsel der im Mittelalter heimischen Färberzunft noch wild vorkommende Färberwaid zur Herstellung blauer Farbe.
Örtliche Gegebenheiten
Das trapezförmige, steile Grundstück wird von zwei Weinbergswegen und einer Naturfläche an der Ostseite begrenzt. Bedingt durch die Steillage des Geländes wurde in landschaftsarchitektonische Vorentwurfsplanungen “Anlage eines Weinbergs mit historischen Rebsorten im Rahmen BUGA 2029“ durch die Hochschule Geisenheim University eine ideale Verortung von Ausstellungs- und Gestaltungsflächen für Besucherinnen und Besucher im unteren und im oberen Bereich des Weinbergs herausgearbeitet.
Sie dienen neben der wichtigen Funktion als Lern- und Informationsstationen auch als attraktive Aussichtspunkte weit in das Mittelrheintal und als Aufenthalts- und Vesperplätze für Touristen, Wanderer und BUGA-Besucher. Hölzerne Tische und Bänke laden zum Verweilen ein und zwei fest installierte Sonnensegel geben neben den dort bereits vorhandenen Obstbäumen Schutz gegen Sonne und Regen und erhöhen so die Verweildauer der Besucher. Die erarbeiteten Planungen sollen zusammen mit der Hochschule Geisenheim University zur Umsetzung gelangen.
Die Projektfläche ist durch ihre Lage an regionale touristische Infrastruktur (Premiumwanderweg „Rheinsteig“, Wanderweg „In Vino Veritas“/ Wispertrail, „Geologischer Rundwanderweg Lorch“) angebunden.
Wein und Geschichte
Name und Herkunftsgeschichte historischer Rebsorten mit einem Vorkommen vor 1900 erwecken Aufmerksamkeit. Die Sorten sind wegen ihrer zum Teil unterschiedlichen Blattfarben und ‑formen bereits aus der Distanz unterscheidbar, werden aber auch getrennt in Rahmenkonstruktionen präsentiert.
Der angrenzende steile Weinbergsweg ist ein historischer Hohlweg, der mit dem sogenannten „Nassauer Gestück“ ausgelegt ist. Vor der Vertiefung der Schifffahrtsrinne im 19. Jahrhundert wurde dieser Weg für den Transport der Schiffsladungen von Lorch nach Rüdesheim bzw. umgekehrt genutzt. Stellenweise sind noch die alten Karrenspuren im Stein sichtbar.
Hier erhalten Jung und Alt einen Einblick in die mühsame und anstrengende Arbeit der Winzer und Fuhrleute. Als Spiel- und Lernort für Kinder dient eine Installation, die das Phänomen von Steillagen (bergauf schieben – bergab fahren) erlebbar macht. Auf spielerische Weise wird so die körperliche Arbeit der Winzerinnen und Winzer erfahrbar.
Aussichtspunkte bieten weite Blicke in die umliegende Kulturlandschaft des Mittelrheintals mit Flusslandschaft, Insel und Schifffahrt, auf die gegenüberliegenden Dörfer, die steilen Weinbergslagen und historische Bauwerke. Die exponierte Lage lässt auch die klimatischen Verhältnisse miterleben.
An geeigneten Stellen können Informationsangebote entdeckt werden: Tafeln mit Bildern und Erläuterungen, QR-Codes zur Verlinkung in ein digitales Angebot.
Über eine Verlinkung kann auch auf bereits vorhandene Informationen zugegriffen werden, die in der Weinhistorischen Plattform „Historischer Weinbau im Rheingau“ (KuLaDig) strukturiert vorliegen.
Die Plattform ist das Arbeitsergebnis aus zwei früheren, bereits umgesetzten Projekten des Vereins in den Jahren 2019 – 2021, die aus Mitteln des LEADER-Programms, des Landes Hessen (HMUKLV) und des Förderfonds der Landwirtschaftlichen Rentenbank gefördert worden sind.
Mit einer „Audio-Station“ kann die Regional-Geschichte der Region (Lorch, die Rheinburgen wie die Burg Nollig, Ruine Schloss Fürstenberg oder Burg Sooneck, die Rheininsel Lorcher Werth, Mittelrheintal) abgerufen werden. Angestrebt wird auch die Einbindung von Video-Material zu historischen Rebsorten und zur Projektfläche.
KuLaDig (Kultur. Landschaft. Digital.) ist ein Informationssystem über die Historische Kulturlandschaft und das landschaftliche Kulturelle Erbe, das durch den Landschaftsverband Rheinland betrieben wird.